Flo Rida

Flo Rida gehört zu jener Art von Künstler*innen, deren Musik sich tief in den kollektiven Soundtrack mehrerer Generationen eingeschrieben hat. Mit „Low“, jenem 2007 erschienenen Partybanger, der gemeinsam mit T-Pain innerhalb weniger Wochen die Spitze der US-Charts eroberte und mit über 470.000 Downloads innerhalb einer Woche einen Rekord aufstellte, setzte er ein frühes Ausrufezeichen. Es war die Geburtsstunde eines neuen Pop-Rap-Stils: tanzbar, hedonistisch, energiegeladen. Spätestens mit dem 2009er-Hit „Right Round“ wurde Flo Rida endgültig zum globalen Phänomen. Doch hinter der glattpolierten Fassade eines internationalen Superstars steckt mehr als ein Lieferant für Party-Playlisten. Flo Rida ist Geschäftsmann, Labelchef, Philanthrop. Mit seiner „Big Dreams for Kids Foundation“ engagiert er sich für Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen, gründete Football- und Leichtathletik-Clubs, fördert Talente und hat sich als CEO des Labels International Music Group ein unternehmerisches Imperium aufgebaut. Ein Künstler, der die Mechanismen der Musikindustrie begriffen und perfektioniert hat.
Und dann steht er auf der Bühne – und alles andere wird nebensächlich. Denn was bleibt von all diesen Zahlen, Platin-Schallplatten, Markenbotschafter-Deals und Streaming- Erfolgen, wenn die Musik aufdreht und der Künstler real vor einem steht? Wenn Flo Rida die Bühne betritt – flankiert von Tänzer*innen, Hypemen und einer Lichtshow, die eher an ein EDM-Festival als an ein Hip-Hop-Konzert erinnert, ist klar: Hier geht es nicht um Tiefgang, sondern um emotionale, euphorische Höhe.
Mit einer Art überbordendem Selbstbewusstsein und geradezu missionarischer Feierlust reißt Flo Rida sein Publikum mit. „Welcome to my house“, singt er, und es fühlt sich an wie eine Einladung in ein Paralleluniversum aus Konfetti, Autotune und kollektiver Ekstase. Sein Set ist kein konventionelles Konzert, es ist ein Medley aus mehr als zehn Jahren Popgeschichte – „Club Can’t Handle Me“, „Good Feeling“, „Whistle“, „Wild Ones“. Jeder Song ist ein Treffer, jeder Refrain ein Mitsing-Moment. Und obwohl viele dieser Lieder schon über ein Jahrzehnt alt sind, wirken sie live kein bisschen angestaubt. Im Gegenteil: In einer Zeit, in der Popkultur so flüchtig geworden ist, schafft Flo Rida das Unmögliche – er macht seine Hits wieder jung. Oder vielleicht ist es sein Publikum, das dabei verjüngt wird.
Flo Rida inszeniert sich nicht als entrückter Star, sondern als Gastgeber eines endlosen Abends. Wer ihn live sieht, fühlt sich nicht wie auf einem Konzert, sondern wie auf einer überdimensionierten Geburtstagsparty, bei der der Gastgeber zufällig ein Chartstürmer mit 100 Millionen verkauften Singles ist. Wenn er auf die Bühne tritt, sind all die Debatten über Authentizität, Innovation und Zeitgeist für zwei Stunden vergessen. Was bleibt, ist das Gefühl, dass Musik nicht immer komplex sein muss, um zu wirken. Manchmal reicht ein Beat, ein Refrain, ein Flo Rida. Und das ist – im besten Sinne – ziemlich viel. Flo Rida ist weit mehr als ein One-Hit-Wonder der 2000er. Wer ihn heute live erlebt, versteht plötzlich, warum seine Songs nie ganz aus den Playlisten verschwinden – und warum Flo Rida selbst zu einem Archetyp für das „Feel-Good-Rap“-Zeitalter geworden ist.