News-Beitrag

Opa erzählt vom Krieg

tl;dr: Die Anzahl der Ticketscammer/Betrüger auf Facebook nimmt ungekannte Ausmaße an. Bitte fallt nicht auf diesen Mist rein. Wir tun dagegen „was wir können“ (ähem), aber manchmal reicht das leider noch nicht ganz.

Ein zu lang geratener Text für mehr „Awareness“ im Umgang mit Facebook(-Events) voraus.

Okay, von vorn …

„Ich habe 6 Tickets für mich und meine Familie, und due to circumstances affordable price DM me blah“, wer kennt das (mittlerweile) nicht. Je näher ein Konzerttermin, desto penetranter und inhaltlich bekloppter werden die Scammer in ihren „Angeboten“ auf Facebook. Die „Masche“ dabei ist, basically, per Message auf Paypal-Zahlung (vor ein paar Monaten gern und meist noch SEPA-Überweisung nach Lettland) des Opfers hinzuarbeiten und dann den Account verschwinden zu lassen.

Kranke Söhne, wo man hinguckt.

Zwar trauen wir jedem (okay, fast jedem) einen ausreichend gesunden Menschenverstand zu, auf so einen Käse nicht hereinzufallen – zumal die Posts in der Regel dermaßen lachhaft stulle sind, dass man darauf eigentlich nicht mehr hereinfallen KANN (bzw. es andernfalls echt nicht besser verdient hätte), – aber man hat ja schon Hamster kotzen sehen, von demher .. mal aus dem SocialMedia-Nähkästchen („statt FAQ“):

Facebook

Leider lassen sich Posts und Kommentare innerhalb von Events nur sehr rudimentär moderieren, es läuft auf ein „ganz oder gar nicht“ hinaus, und der manuelle Aufwand unsererseits ist bei ein paar hundert Konzerten im Jahr kaum noch zu bewerkstelligen (wir reden hier von Scam-Posts in zwei- bis dreistelliger Anzahl, pro Konzert/Event, die alle einzeln „entfernt“ werden müssen, und das im Idealfall noch sehr zeitnah). Und, ja, wir haben nirgendwo behauptet eine Ticketbörse zu betreiben oder überhaupt für diesen „Service“ sorgen zu wollen, könnten also einfach die Schotten dicht machen und uns zurücklehnen. Hamwa sogar ein paar mal testweise gemacht, bei größeren Events (zB Samy Deluxe). Andererseits ..

SO SAD! CIRCUMSTANCES!

.. sind wir ja auch nicht das Berghain, das sich sowas „leisten kann“ (oder will).

Heißt: man ist ja doch auch privat Teil der Konzertgängerzielgruppe – und manchmal gibt’s eben tatsächlich Gründe und Anlässe ein Ticket wieder loswerden zu müssen und dafür nicht die „offiziellen“ (Eventim-Fansale, privater Freundeskreis, ..) oder die zumindest erfahrungsgemäß manchmal notfalls funktionierenden (Ticketswap, ebay Kleinanzeigen, ..) zu benutzen. Und da ist der Event auf Facebook dann doch die beste Möglichkeit, sich schnell ein paar passende Leute zu ertindern. Muss man also auch nicht so tun, als würde man da nicht „mitfühlen“, nur weil man „Veranstalter“ ist und die ganze Ticket-Angelegenheit rechtlich ja sowieso ein Minenfeld.

Classic Zwickmühle also: alles komplett dichtzumachen ist (von Ausnahmefällen mal abgesehen) eher ungeil, ganz ehrlich, wissen wir auch, – alles „offen zu lassen“ und NUR darauf zu hoffen, dass die Scammer ignoriert werden, aber leider auch utopisch (man wurde schon von kotzenden Hamstern ausgelacht).

(Im Gegenteil, selbst bei nichtausverkauften Konzerten gibt’s immer mal wieder Kommentare unter Scammer-Posts, bei denen man fassungslos staunt angesichts der Draufreinfallness untendrunter.)

Derzeit (& „public service announcement“)

Wir sind also bei den Events, die wir hosten oder mit-hosten, derzeit dazu übergegangen, eben spätestens mit „Ausverkauf!“-Meldung (meistens aber auch ohne, spätestens am Konzerttag) alle neuen Posts auf „moderiert“ zu stellen – und nach Möglichkeit, halbwegs, irgendwie, hoffentlich „am Ball zu bleiben“ mit der Freischaltung bzw. Löschung der Posts. Aber hoffen auch darauf, dass ihr euch selbst ein paar Gedanken macht, und beispielsweise ruhig auch mal unter einen ganz offensichtlichen Scammer-Post ein herzhaftes „Scam!“ oder „Betrug“ als Kommentar raushaut – und eben vor allem kollektiv diese Penner auszulachen. For what it’s worth.

Dennoch, trotzdem, immer wieder und sowieso gilt halt, was wir für selbstverständlich halten:

  • schaltet nicht die Köpfe oder Bäuche aus, nur weil ihr dringend ein Ticket sucht (ein facebookfreundloses Profil aus Nordkorea hat in den seltensten Fällen zufällig wirklich je 8 Tickets für 3 Konzerte am gleichen Abend in Berlin zu verkaufen);
  • schickt nicht „einfach so“ viel (oder wenig) Geld an völlig wildfremde Paypal-Accounts oder Bankkonten, ever;
  • zahlt keine überzogenen Irrsinnspreise für sowas banales wie ein Konzertticket, macht gelegentlich mal reality checks (und das sagen wir als Veranstalter!), in der Regel ist das potentielle Konzertglück keine Privatinsolvenz wert, ganz ehrlich;
  • kauft und verkauft (wenn’s denn schon sein muss) am besten nur „face to face“, also direkt im Freundeskreis oder zumindest mit persönlicher Übergabe der Tickets vorab oder direkt beim Konzerteinlass, so können zumindest ein paar der Betrugsquellen halbwegs ausgeschlossen werden.
(Overly specific, findste nicht, Michelle?)
Fußnote

Wir legen’s übrigens auch nicht drauf an, Konzerte „möglichst früh auszuverkaufen“. Oder wenn, dann nur aus (irgendwelchen, bestimmten) Gründen – mal möchte der Künstler nicht „größer“ auftreten, mal sind wir auch vom Ansturm überrascht, mal gibt’s keine andere Möglichkeit in Berliner Venues zu den freien Terminen noch was zu bekommen, manchmal ist sowieso noch „ein Zusatzkonzert geplant“, manchmal gibt’s finanzielle, logistische oder sonstwelche Gründe. Rauf- und Runterverlegungen und „Beibehaltungen“ haben in der Regel welche, also: in den seltensten Fällen machen wir uns da keine Gedanken, bzw. überlegen uns nicht, wie man das „Problem“ lösen (oder es nicht entstehen lassen) könnte.

Und demnächst reden (also: monologisieren) wir dann nochmal über Ticketpersonalisierung und über Viagogo. Und über kotzende Hamster. Aber das führt jetzt -erstmal- zu weit.

 

Wenn schon, dann …