Nachhaltigkeit

Haltung & Selbstverständnis

Ein paar Worte zu unseren Zielen, unseren Wertvorstellungen, den Ansprüchen an uns selbst (und alle, mit denen wir zusammenarbeiten) und unserer Haltung. Ziele also, die über das Ausrichten von Events hinausgehen und eher ein „mission statement“ für unsere Arbeit darstellen sollen; ein „Selbstverständnis“, so ~selbstverständlich~ eigentlich, dass man es 2023 nicht mehr ausformulieren müssen sollte. Wir tun’s trotzdem, nicht als Schulterklopfen, sondern auch um uns selbst damit daran erinnern zu können.

Dieser Text hier leitet sich praktisch vollständig aus einer (unserer) „humanistischen“ Weltsicht ab, und erweitert diese noch – nicht nur der Umgang mit-einander (also mit anderen Menschen) ist gemeint, sondern eben auch der mit allen Lebewesen, dem Planeten und anderen „Ressourcen“, mit denen wir es zu tun haben. Anders formuliert: aus dem respektvollen & coolen Umgang miteinander folgt ganz logisch (bzw. „selbstverständlich“) alles weitere, ein Berg an Herausforderungen gewissermaßen.

Wir sehen uns in der Verantwortung, mit den von uns organisierten Veranstaltungen im besten Sinne Positives zu bewirken (oder aber mindestens so wenig Schaden anzurichten wie nur möglich) – und auch über das Thema aufzuklären. Unsere bisherigen Erkenntnisse und Vorhaben werden hier im Folgenden angesprochen – und an weiteren, neuen, besseren arbeiten wir stetig.

1. Ressourcenschonung, CO2, Energieverbrauch, Mobilität

Generell möchten wir umweltschonend, verantwortungsvoll & bewusst mit allen Ressourcen umgehen und erwarten das genau so von allen Beteiligten – sogar von unserer sog. Zielgruppe, den Konzertbesucher*innen. Wir stellen also mindestens Anreize bereit, sich über die eigene Wirkung ein paar Gedanken zu machen: z.B. mittels Fahrradparkplätzen, Inklusion von ÖPNV-Tickets, Möglichkeit (und Hilfestellung bei) der Organisation von Fahrgemeinschaften, etc.; kurz: bei Fans UND Crew bzw. allen Beteiligten auch hinter den Kulissen sollte unnötiger CO2-Ausstoß vermieden und ggf. notwendiger CO2-Ausstoß minimiert werden, entlang der gesamten Kette.

Mit Bands/Künstler:innen und Mitarbeiter:innen stehen wir permanent im Austausch dazu: im Idealfall sollen klimafreundliche An-/Abreisemöglichkeiten (Zug, E-Mobilität, Lastenräder, etc.) verwendet werden, zu einer optimierten Auslastung von Fahrzeugen wird angehalten. Kurzstrecken-Flugreisen sollten vermieden werden, die Bereitstellung von Bahncards o.dgl. immer geprüft. Vor allem in der Planungsphase von (Groß-)Konzerten achten wir auf kurze (Liefer-/Reise-Wege), auf die Zusammenfassung mehrerer ggf. notwendiger Einzel-Fahrten, auf die möglichst ausschließliche Nutzung sog. „erneuerbarer“ Energien (echter Ökostrom oder selbst „hergestellter“ per Solar-/PV, Windkraft & Batteriespeicher, mit HVO betriebene Notstromaggregate) bei der Durchführung, usw.

Alle Beteiligten werden in jeder Hinsicht dabei unterstützt, Emissionen zu vermeiden, bzw. Emissionen auch erst mal vermeiden zu wollen. Die dann nicht vermeidbaren Emissionen (von Crew und Fans) gleichen wir aus über Kompensationszahlungen an Klimaschutzorganisationen (in der Regel via atmosfair).

Heißt aber leider auch: zahlreiche Aspekte liegen nicht in unserem Einflussbereich, gerade (aber nicht nur) was internationales Tour-Routing oder auch „besondere lokale Gegebenheiten“ angeht. Wir versuchen dennoch, überall (auch bei uns selbst) das Bewusstsein dafür zu schärfen, was ihr/wir/alle da „gerade tun“ hinsichtlich des Umgangs mit der Umwelt – immer offen zu bleiben für neue Ansätze und Ideen, wie wir uns, nun ja, weniger scheiße verhalten können. Genau wie im „echten“ Leben eben.

2. Catering, Gastro

Sowohl beim Catering (hinter den Kulissen) als auch bei Gastro-Angeboten (für’s Publikum) achten wir auf mindestens vegetarische, im Bestfall vegane, Produkte, wo immer möglich ausschließlich. Vegetarische/vegane Nahrungsmittel gelten als „default“, nicht -wie bislang- umgekehrt. Im Zweifel werden Produkte und Herstellungen aus regionaler Herkunft und sog. „biologischer“ Erzeugung bevorzugt.

Kakao, Kaffee, Wein, Zucker, Schokolade et al sollen bestenfalls „fair zertifiziert“ zum Einsatz kommen. Wir wirken auf Zulieferer*innen/Lieferketten oder externe Zwänge mit dieser Haltung ein, wo immer möglich. Treibhausgasemissionen, hoher Flächenverbrauch, Pestizideinsatz und Überdüngung sollten weitgehend vermieden werden.

Der Einsatz von Mehrwegverpackungen (oder essbarem Geschirr oder komplett verpackungslosen Angeboten) wird als Normalzustand angestrebt. Durch eine möglichst präzise Planung möchten wir Überangebot (und damit ggf. Entsorgungsnotwendigkeit) vermeiden. Etwaige Reste/Abfälle – wenn sie nicht von vornherein vermieden werden können – werden, wenn möglich, als Nährstoffquelle betrachtet, zB per Kompostierung oder zur Verwertung in Biogasanlagen.

Unser Ziel ist „zero waste“ bei Lebensmitteln.

3. Material, Abfall, Sanitär

Recycling und Wiederverwendung sind unsere, ähm, Leitkultur. Und „Nachhaltigkeit“ & „Achtsamkeit“ mögen ausgelutschte Begriffe sein, sie treffen’s aber exakt: bei Entwicklung, Produktion, Umsetzung von ALLEM, was wir tun, möchten wir Belastungen jeder Art für Mensch und Natur (also: für den Planeten insgesamt) möglichst positiv beenflussen.

Das bedeutet beispielsweise beim Einkauf und der Organisation der Produktionsmaterialien (Veranstaltungstechnik) schon auf Lieferketten, Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit zu achten; im Bereich des Abfallmanagements auf die möglichst „sortenreine“ Trennung des anfallenden Mülls zwecks zirkulärer Recyclingmöglichkeiten und Nährstoffgewinnung Wert zu legen; oder für die Kommunikation ggü. Konzert-/Festivalbesucher*innen eine entsprechende Motivation anzubieten – angefangen bei „Müllpfand“ bis hin zu Gamification (Bonuspunkte, Gewinnspiele, Discounts etc. für cooles Verhalten gegenüber dem Planeten).

Vor allem (gerade) bei Festivals bzw. „open air“-Veranstaltungen ist das Potenzial immens: der Wasserverbrauch bei Toilettenspülungen, Handwaschbecken und Duschen kann mit aufbereitetem Wasser, Regenwasser, effizienterer „Kreislauf-Infrastruktur“ optimiert werden – im Idealfall wird kein Wasser mehr „verschwendet“ (das gilt als Anliegen & Ziel natürlich auch für indoor-Konzerte, logisch). Der gesamte Sanitärbereich kann bei großen Outdoor-Events aber unter Umständen sogar mit kreislauffähigen (Kompost-)Toiletten abgedeckt werden. Alle (auch andere) Toilettenarten können als Nährstoffquelle (jahaa!) betrachtet werden – menschliche Fest- und Flüssigstoffe aus Toiletten werden aufgefangen, getrennt, und fallweise geprüft auf Kreislauffähigkeit/Wiederverwertbarkeit z.B. als Düngemittel.

Dabei dient auch hier als Messlatte das Prinzip einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft: vermeiden, reduzieren, Material mehrfach benutzen, recyclen, kompostieren und generell Abfall als Wert- und Nährstoff begreifen.

4. Gleichheit, Fairness, Feminismus, Soziales, Kommunikation

Selbstverständlich verpflichten wir uns zur Einhaltung aller Gesetze und Verordnungen zum Schutz von Mensch und Umwelt (dass man das überhaupt erwähnen muss ..) als Mindeststandard – aber auch zu Optimierung in den Bereichen Gleichstellung, Diskriminierungsfreiheit, Bezahlung, Inklusion und Barrierefreiheit. Kurz gesagt, wir möchten korrekt arbeiten.

Auch wenn aktuell eine Barrierefreiheit noch nicht überall zu 100% möglich sein wird, sollte sie das Ziel unserer Arbeit sein. (Gewagte „analogy of the day“: ein absoluter Weltfrieden mag utopisch sein, aber friedlicher Umgang miteinander ist es nicht. Ihr wisst schon.)

Natürlich ist all das thematisch auch ein Fass ohne Boden: Aspekte der Arbeitnehmer:innen-Sicherheit, Sichtbarkeit marginalisierter Personen auf der Bühne (und davor und dahinter), Einhaltung von Menschenrechten, gleichberechtige Teilhabe von Menschen mit Behinderung, Awarenesskonzepte, .. in anderen Worten: soziale Nachhaltigkeit ist uns ein (das!) Anliegen. Kein Platz für Rassismus, Faschismus, Sexismus, Homophobie, Transphobie oder Antisemitismus. Again, eigentlich alles Selbstverständlichkeiten, resultierend aus der Haltung, die über unserer gesamten Arbeit steht: menschenfreundlich und offen, respektvoll und bewusst.

Falls sich das alles ~anstrengend~ umzusetzen liest, dann .. ist das wohl korrekt. Aber es ist ja nicht so, als hätten wir, als hätte man noch eine Wahl, wenn hier in ein paar Jahren nicht alles in Flammen stehen soll. Die Anstrengung jedenfalls im guten wie im schlechten Sinn halten wir für indiskutabel, für alternativlos, .. kurz – für der Situation (hier wildes Gestikulieren mit den Händen denken) angemessen. Auch wenn wir nicht jeden der o.g. Punkte in allen Details immer zu 100% erreichen – wir wären ja schön blöd, wenn wir’s nicht mindestens als ernstgemeintes Ziel hätten.

Sprecht uns an, wenn ihr Fragen habt – oder guten Input, wie wir Dinge noch besser lösen können.

„Transformation heißt Verwandlung, dafür braucht man echt Geduld, Nerven, Toleranz und vor allen Dingen nüchternen Verstand und eine Zuneigung zur Realität. Die Nervensäge, der Querulant, vielleicht sogar der Teufel selbst, sie sind, kühl betrachtet, vielleicht unsere besten Verbündeten, um dem alten Schlamassel zu entgehen.“

— Wolf Lotter in anderem Kontext zwar, aber irgendwie treffend. Und punk.