Coach Party

Ein Bauernhof, ein Tonstudio, zwei Cafés – das ist nicht der Plot eines britischen Indie-Films, sondern die Realität einer der aufregendsten neuen Gitarrenbands Großbritanniens. Coach Party, das Quartett von der Isle of Wight, lebt und arbeitet nach wie vor auf der kleinen Insel, die sie lieben und zugleich hassen. Zwischen Landfluchtfantasien und Kaffeedunst ist ein zweites Album entstanden, das an Dringlichkeit, Energie und emotionaler Tiefe kaum zu überbieten ist: „Caramel“. Was so süß klingt, ist in Wahrheit ein rohes, tief persönliches Werk über Selbstzweifel, mentale Gesundheit und das unaufhörliche Ringen mit sich selbst. Sängerin und Bassistin Jess Eastwood beschreibt den Entstehungsprozess von Songs wie „Georgina“ als kathartisch, Tränen inklusive. Es sind diese Momente der radikalen Offenheit, in denen „Caramel“ glänzt.
Gitarristin Steph Norris, Jess’ beste Freundin, förderte die Texte in fast therapeutischer Hartnäckigkeit zutage. Das Resultat: Zeilen wie „I miss myself / I want to get back“, die so verletzlich wie wahrhaftig sind.
Diese radikale Ehrlichkeit ist das Rückgrat der Band. Jeder der vier – neben Jess und Steph auch Gitarrist Joe Perry und Drummer/Produzent Guy Page – bringt seine innersten Gedanken ein: über gescheiterte Beziehungen, den Zwang sich zu verstellen, und den Wunsch nach Betäubung, um überhaupt durch den Tag zu kommen. Trotz oder gerade wegen dieser Schwere klingt „Caramel“ elektrisierend. Die Refrains sind groß, die Melodien eingängig, der Sound roh und mitreißend. Referenzen reichen von Hole über Turnstile bis hin zu Wolf Alice – und doch sind Coach Party längst dabei ihren eigenen Stil zu definieren.
Ihre Konzerte sind legendär: supporteten sie zuletzt Größen wie Queens of the Stone Age oder Royal Blood, so zielen sie nun auf eigene ausverkaufte Hallen. Ihre Lead-Single „Girls!“ mit dem explosiven Refrain „Where the fuck are my girls?“ ist dabei weniger Schlachtruf als Einladung: Wer auf ein Coach Party-Konzert kommt, gehört dazu. Bedingungslos. Es geht um Gemeinschaft, nicht um Etiketten. Und um die seltene Erfahrung, sich in Musik gesehen zu fühlen.
Im Frühjahr 2026 kommt die Band endlich auch wieder nach Deutschland – mit drei exklusiven Konzerten in Köln, München und Berlin. Wer das Gefühl sucht, nicht allein mit seinen Abgründen zu sein – und gleichzeitig euphorisch mit tausend anderen zu tanzen – sollte sich das nicht entgehen lassen. Coach Party machen Musik, die heilt, ohne zu beschönigen. Und live entfaltet sich ihre ganze Wucht.