Hotel Lux
Einst Anwärter auf den Titel der selbstbewusstesten Band Großbritanniens – selbst schuld.
Nach ihrem Umzug von Pompey nach London, um auf den Geschmack des Publikums einzugehen – haben sich Hotel Lux eine mutige und strahlende Identität geschaffen, woraus ihr Debütalbum „Hands Across The Creek“ folgte. Es reichte, dass ihre kühnsten Träume zunichte gemacht wurden.
„Es war uns immer zu wichtig, wie wir wahrgenommen werden“, erinnert sich Bassist Cam Sims an die frühen Tage, als Hotel Lux in die Folklore der Südlondoner Musikszene verstrickt war. Es kommt einem jetzt albern vor: Die frühen, klappernden Pub-Rock-Singles der Band erhielten von Anfang an großen Beifall – ihr scharfsinniger sozialer Kommentar und ihre rohe Leidenschaft waren vielleicht größer, als sie sich selbst zugetraut hatten. Aber ein Gefühl der Verletzlichkeit hielt die ganze Zeit über an, sagt Cam, besonders als die Karrieren von Zeitgenossen der Brixton Windmill wie „Sorry and Shame“ in Schwung kamen: „Da war immer diese kleine Stimme in deinem Kopf“, sagt er.
Abgesehen von den Ängsten befand sich Hotel Lux – komplettiert durch den bissigen Leadsänger Lewis Duffin, den Gitarristen Sam Coburn, den Schlagzeuger Craig MacVicar und die neuen Mitglieder Max Oliver (Gitarre) und Dillon Home (Orgel; Violine) – im Jahr 2020 auf dem Weg zu großem Erfolg, um die Veröffentlichung der Barstool Preaching EP herum. Iggy Pop lobte sie im Radio und die Band selbst bereitete sich auf ihren großen Durchbruch in Amerika beim SXSW Festival vor. Dann brach die Welt zusammen und ihr Debüt in den USA wurde abgesagt. „Wir waren am Boden zerstört“, erinnert sich Lewis. „Bis dahin war alles ziemlich aufregend für uns.“ „Es war das zerbrechlichste, was wir je erlebt haben.“, so Cam. Der ursprüngliche Gitarrist Jake Sewell verließ sogar die Band, um nach Amsterdam zu ziehen. Aber die übrigenn Mitglieder blieben konzentriert und entschieden sich dafür, die wenigen Mittel, die von ihrem Amerika-Budget übrigblieben, in die Erstellung eines eigenen Albums zu stecken. Aber zuerst mussten sie einige Songs schreiben.
„Es hat sehr, sehr lange gedauert“, sagt Lewis über den Schreibprozess für ihr Debüt. Es hat sich kaum gelohnt, Lieder über das Tragen von Handschuhen und den Gang zu Sainsbury’s um 6 Uhr morgens zu machen. Es gab „viele Auseinandersetzungen“, als die Band darum kämpfte, sich auf einen Sound zu einigen, den sie ihr eigenen nennen konnte. „Craig und Sam waren von ESG wirklich begeistert“, erklärt Lewis – und bezieht sich dabei auf die New Yorker Post-Punk-Band der 80er Jahre, bekannt für ihre funkigen Rhythmen und einfachen Refrains. „Das habe ich gehasst. Es hat mir den Kopf zerrissen.“ Aber als der neue Gitarrist Max (von der Südlondoner Band LEGSS) im Jahr 2020 einen „kratzigen, härteren, tonigeren Telecaster-Sound“ mitbrachte, waren die Wurzeln der Transformation von Hotel Lux bald gelegt. Die klassischen Einflüsse der Band – Dr. Feelgood, The Stranglers und Ian Dury – vermischten sich mit den Klängen von Künstlern wie Neil Young, Brian Eno und The Waterboys, während Hotel Lux ihre Flügel ausbreitete und gleichzeitig ihren Wurzeln treu blieb.
Bei ihrem Debütalbum sticht vor allem das ambitionierte und hemmungslose Songwriting hervor (und das kommt von einer Band, deren Frontmann einst behauptete, er „glaube nicht, dass Refrains cool wären“). Nachdem die Aufnahme abgeschlossen waren, hat Hotel Lux bereits eine gewisse Rechtfertigung erhalten: Sie wurden dieses Jahr wieder zum SXSW eingeladen, freundeten sich unerwartet mit Dua Lipa an. Und sie traten sogar beim Dulwich Hamlet FC auf und sammelten Spenden für diejenigen, die unter dem Ukraine-Konflikt leiden.
Jetzt, da „Hands Across The Creek“ Anfang 2023 erscheinen soll, dürfte Hotel Lux zu etwas werden, was ihre ersten Kritiker vielleicht nicht vorhergesehen hätten: eine Band voller Selbstvertrauen, mit der Fähigkeit, über ihre Mitbewerber hinauszugehen und ihre eigene Ecke des britischen Musikteppichs zu erobern.