City and Colour

Sonntag
So 22. Oktober 2023
Einlass 19 h Beginn 20 h
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Dallas Green hatte offensichtlich einiges zu verarbeiten. Der Tod zweier vertrauter Menschen, seines Cousins und seines Produzenten und besten Freundes Karl „Horse“ Bareham bei einem Tauchunfall, sorgten für einen tiefen Fall und „eine maßgeschneiderte Midlife-Crisis“, die nachfolgende Pandemie gab seinem weiteren Vorhaben den Rest. Es war, als hätte er alles auf einmal verloren. Zum Glück konnte der Gitarrist der kanadischen Post-Hardcore-Ikonen von Alexisonfire auf sein zweites musikalisches Projekt City and Colour zurückgreifen. Dort verleiht er seiner Trauer Ausdruck: „We had everything we wanted but we fucked it up. We had everything we needed but it wasn’t enough“, heißt es in dem Song „F****d It Up“ vom jüngsten Album „The Love Still Held Me Near“. Die ganze Platte behandelt den Verlust, den Green gespürt hat, und wie er danach mit dem Tod umgegangen ist und sich selbst und seine Liebe zur Musik wiederentdeckt hat. Und sie endet, das sei verraten, optimistisch mit dem Lied „Begin Again“. Musikalisch klingt das ähnlich melancholisch wie ehedem, aber alles ist ein bisschen rauer und einfacher. Das liegt vielleicht daran, dass die Platte nicht im großen Studio, sondern zuhause entstanden ist, und macht den Sound zwar kratziger, aber es wirkt im Zusammenhang mit dem Inhalt der Lyrics auch sehr authentisch. Es ist kaum zu glauben, dass dieser Mann auch ein sensationelles Comeback mit seiner Rock-Crew hingelegt und Alexisonfire mit der nahezu gleichzeitig entstandenen Platte „Otherness“ den Juno Award für das Rock Album of the Year abgeräumt hat. Aber die Band und City and Colour waren schon immer zwei Seiten einer Medaille. Dem extrovertierten Ausleben der Gefühle steht die introspektive Kunst gegenüber, aus traurigen Gedanken wunderschöne Songs zu formen. Das macht Dallas Green als City and Colour so gut wie wenige andere.

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