Miya Folick

Donnerstag
Do 15. Juni 2023
Einlass 19 h Beginn 20 h
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Auf Miya Folicks neuem Album „Roach“, das diesen Mai erscheint, erwähnt sie den Titel des Albums erst nach der Hälfte der Tracklist. Der Song „Cockroach“ beginnt mit dröhnenden Synthesizern und steigert sich in schwindelerregende Drums, bis sie sich selbst mit der Resistenz einer Kakerlake vergleicht: „Crush me under the weight / Bitterness, jealousy, hate / Cause I‘m a fucking cockroach and you can‘t kill me“. Ein passendes Bild für ein Album, auf dem die Amerikanerin über ihre Hässlichkeit, ihre Freude, ihren Kampf singt. Und zwar auf eine Art und Weise, die jede*n wissen lässt, dass es gerade so in Ordnung ist. Dass es ein Chaos geben wird, sie es aber durchstehen wird. Seit der Veröffentlichung ihres von der Kritik gefeierten Debütalbums „Premonitions“ im Jahr 2018 hat Miya einiges durchgemacht. Sie hat mit den Drogen aufgehört. Sie durchlebte eine Trennung. Sie kämpfte darum, dieses Nachfolgealbum zu dem zu machen, was sie wollte. Sie baute jeden Song auf und um, verwarf einige komplette Produktionen, und als sie gerade dabei war, die neue Platte fertigzustellen, verstarb plötzlich ihr Vater. Die letzten Teile des Albums wurden zusammengefügt, während Miya ihre Trauer verarbeitete. All das hört man „Roach“ an, ohne dass die Musik zerstörerisch wirkt. Mit ohrwurmverdächtigen Melodien, unverblümter Poesie und genreübergreifender Produktion dokumentiert die Platte die Höhen und Tiefen des holprigen, unvollkommenen Lebens einer Frau. Es sei ein Album über Widerstandskraft, Wachstum und Ehrlichkeit, sagt Folick selbst, es gehe um den Versuch, zum Kern dessen vorzudringen, was das Leben wirklich ist: „Ich denke, dass ich während des Schreibens dieses Albums tatsächlich der Person nähergekommen bin, die ich wirklich sein möchte“, erklärt sie, „Aber dieser Weg ist nicht linear, deshalb fühlt sich das Album vielleicht ein bisschen schwindelerregend an.“ Wenn man sich die fertigen Songs anhört, die ernsthaft und roh sind, mit vielen großen Hooks und dunkler Komik, ist es sofort klar, dass sich die ganze Mühe und das Experimentieren gelohnt haben. „Roach“ ist eine aufregende Mischung aus Klängen und Stilen, mit pulsierendem Schlagzeug und breiten Gitarrensounds, lauerndem Bass und krähenden Saxofonen. „Roach“ ist aber vor allem eine Hommage an die Beharrlichkeit, die Unordnung, die Stille und die Unverwüstlichkeit. Es ist eine echte Errungenschaft – eine prächtige, überarbeitete Zeitkapsel der Schmerzen und Freuden des Lebens.

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