M. Ward

Sonntag
So 21. Mai 2023
Einlass 19 h Beginn 20 h
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Wenn man sich M. Wards kommendes Album „Supernatural Thing“ anhört, fragt man sich, in welchem Jahrzehnt man eigentlich lebt. In den 50ern, und jemand hat ein verschollenes Stück von Harry Smiths „Anthology of American Folk Music“ entdeckt? Ist das ein Mitschnitt der Aufnahmen zu Neil Youngs „After the Gold Rush“, ein Track, der es nicht auf die Platte geschafft hat? Tatsächlich ist es M. Ward im Jahr 2023, der das gesamte Vokabular der amerikanischen Populärmusik beherrscht und der genau weiß, wie man dieses Potenzial nutzt. Was Ward mit den Künstlern wie Smith und Young gemeinsam hat, ist ein Zusammenhang von musikalischen und menschlichen Werten: Authentizität und Intimität. Die Songs der Platte klingen wie frisch ausgegraben. Ein bisschen Erde haftet noch an. Und doch tragen sie den ganzen Charakter Matthew Stephen Wards in sich. Seine Lyrics haben diese leichte Rohheit, die das Ohr liebt, seine Stimme hat eine ruhige Festigkeit und schmeichelt den Hörer*innen und macht „Supernatural Thing“ zu einer Platte, die sie in den Arm nimmt. Auch die Gaststars, die den Kalifornier unterstützen, sind stimmig. Die Stimmen der schwedischen Söderberg- Schwestern von First Aid Kit beispielsweise sind wie Zuckerguss über das eine Stück und machen ein zweites mit einem Beach-Boy-Chorus zu einem veritablen Hit. Trotz dieser Anklänge sind acht von zehn Songs Ward-Originale und die zwei Cover- Versionen sind eher ungewöhnlich. Daniel Johnston, von dem „Story of an Artist“ stammt, gehört eher zu den Künstlern, die immer unterm Radar geflogen sind, und von David Bowie hätte man wahrscheinlich nicht ausgerechnet „I Can‘t Give Everything Away“ von seiner letzten Platte „Blackstar“ erwartet. Aber für seine originellen Neuinterpretationen ist M. Ward ja schon lange bekannt. Kaum zu glauben, dass dieser kreative musikalische Kopf ein Alter hat – dieses Jahr wird er 50 –, bleibt seine Musik doch immer zeitlos, weil sie sich aus allen Quellen und aus allen Zeiten speist. Darum passt der Titel „Supernatural Thing“ so gut: Er verweist sowohl auf Ben E. King als auch, wie der Künstler selbst sagt, darauf „dass das Radio dieselben Wellenlängen durchläuft wie Botschaften von übernatürlichen Dingen“. Und das ist kein bisschen esoterisch gemeint, darum darf sogar Elvis im Titelstück auftauchen und sagen „You can go anywhere you please.“. Schließlich habe er diese Szene einmal geträumt, also muss es ja wahr sein.

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