David Keenan

Abgesagt!
Sonntag
So 16. April 2023
Beginn 20 h
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Das Konzert ist abgesagt. Tickets können dort zurückgegeben werden, wo sie gekauft wurden.

David Keenans Leben könnte man verfilmen. Es wäre einer dieser Adolescence-Movies, in denen der Protagonist, ein Ire vom Land, bei seinem Onkel im Schrank diese alte verstaubte Gitarre findet, die ihm so viel Vertrauen einflößt, dass er als Teenager damit nach Liverpool abhaut. Auf den Spuren seines musikalischen Idols (Lee Mavers von The La’s übrigens) wird er entdeckt, weil ein Taxifahrer ihn filmt, während er auf dessen Rücksitz einen Song singt, den er mit süßen 15 Jahren geschrieben hat. Er flieht weiter nach Paris und veröffentlicht einen Lyrik-Band, kommt als gereifter junger Mann mit lockigem Haar zurück nach Dublin, gründet eine Band und hat riesigen Erfolg mit seiner Debütplatte, die den passenden Titel trägt: „A Beginner’s Guide To Bravery“. Das sei alles ein bisschen schmalzig und zu gut, um wahr zu sein? Das findet Keenan selbst auch, obwohl es weitgehend den Höhepunkten seiner Biografie folgt: „There is a romantic thread to it, it is kind of hard to deny that when I look at it, but it’s difficult to speak about yourself like that. I’m just trying to be as honest with myself as I can.“ Klar geht dabei unter, wie viel Arbeit, viel Not und Sorge und wie viele böse Erfahrungen in dieser Story lauern. Und genau diese machen auch einen großen Teil von Keenans Musik aus, plus seine enorm vielfältigen Einflüsse von Billie Holiday über Nick Cave und The Dubliners, die Kunst von Hieronymus Bosch und Rimbauds Gedichten bis hin zu den Dramen des hierzulande fast wieder vergessenen irischen Schriftstellers Brendan Behan. Obwohl dessen Helden der Straße und der Kneipe vielleicht am meisten in den Geschichten von Keenan durchscheinen. Jetzt ist seine dritte Platte „Crude“ mit überwiegend akustischen Tracks erschienen, und doch ist sie experimenteller als zuvor. Denn die Reduktion lässt die Komplexität des Songwritings noch deutlicher hervortreten als in Bandstärke, wo viele Einfälle im perlenden Gang der Klänge verschwunden sein mögen. Die Lyrics mäandern in einem Bewusstseinsstrom (James Joyce lässt grüßen) um wechselnde Themen von Religion und Liebe bis geistige Gesundheit und dem Zustand der Welt. Man denkt beim Hören an Tom Waits, The Smiths und an die Musik- und Gesangstradition seiner Heimat, an die klassische Blues-Haltung und die ewigen Wellen der Irischen See. David Keenan ist der lyrischste und ehrlichste Erzähler und Komponist, den Irland derzeit hat. Im April kommt er zu uns auf Tour.

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