Fantastic Negrito

Donnerstag
Do 09. Februar 2023
Einlass 19 h Beginn 20 h
Babylon
bestuhlt
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Xavier Dphrepaulezz a.k.a. Fantastic Negrito hat Geschichten für mehr als ein Dutzend Platten erlebt. Der Vater war ein orthodoxer somalischer Muslim, er hat 14 Geschwister, haute mit 12 Jahren ab, verkaufte in Oakland Drogen und trug dazu eine Waffe. Natürlich wurde er irgendwann auch ausgeraubt. Mit 31 hatte er einen schweren Autounfall, nach dem er wochenlang im Koma lag und seine Gitarrenhand unwiderruflich verletzte (natürlich spielt er trotzdem noch) – und nach dem ihn sein Major-Label rausschmiss, obwohl er zu dem Zeitpunkt unter dem Namen Xavier schon recht erfolgreich und mit den Fugees, Arrested Development, De La Soul und Blackstreet auf Tour war. Stattdessen eröffnete er in Los Angeles einen illegalen Nachtclub und betrieb einen Bauernhof, auf dem er Gemüse und Weed anbaute. Mit der Musik hat er angefangen als er erfahren hat, dass sich Prince das Spielen auch selbst beigebracht habe. Er schlich sich in die Musikklassen der Uni Berkley, obwohl er nie studiert hat, um Klavier spielen zu lernen. Und irgendwann kam der Erfolg: Fantastic Negrito war der Gewinner des allerersten NPR Tiny Desk Contest und holte sich mit süßen 49 Jahren mit „The Last Days of Oakland“ den Grammy für das Best Contemporary Blues Album und wiederholte dieses Kunststück gleich zweimal mit den beiden Nachfolgerplatten „Please Don’t Be Dead“ und „Have You Lost Your Mind Yet?“.

Aber all diese Storys reichten ihm offensichtlich nicht für sein neues Album „White Jesus Black Problems“. Darauf erzählt er lieber die Geschichte seiner Vorfahren und die Amerikas. Halb Liebesaffäre, halb archäologische Ausgrabung ist die Platte eine Ode an die Macht der Familie und die unglaubliche Widerstandskraft der Menschheit. In den 1750ern hatten in Virginia eine schottische weiße Arbeiterin und ein schwarzer Sklave eine selbstverständlich illegale Romanze und wurden so vor sieben Generationen seine Urahnen. Darauf baut Fantastic Negrito seine soundsatte Musik auf und setzt sich mit Rassismus, dem elenden Kapitalismus und dem Wunder der Freiheit auseinander, ohne jemals das Herz der Geschichte aus den Augen zu verlieren. Musikalisch geht das weit über seine bisherige Arbeit hinaus und verbindet viele verschiedene Genres und Stile – Dphrepaulezz sagt selbst schon immer, er mache „black roots music for everyone“. Und zum schönen Ende hat er auch noch einen dreiviertelstündigen Film zum Album gedreht. Kurz: „White Jesus Black Problems“ ist ein fantastisches, allumfassendes Konzeptalbum, das Fantastic Negrito im Februar bei einer exklusiven Show in Berlin präsentieren wird. Den Film zum Album gibt es dann am Abend auch zu sehen.

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