Amythyst Kiah

Freitag
Fr 18. November 2022
Einlass 19 h Beginn 20 h
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Amythyst Kiah bewegt sich durch zwei Welten. Auf der einen Seite macht sie soliden Alt-Rock, schwer und krachig und geprägt durch ihre Rockröhre, mit der sie den Blues schon mal mit unter die Riffs mischt. Mit dieser Musik ist die Frau aus Tennessee groß geworden, ihr galt ihre erste leidenschaftliche Begegnung mit der Musik. Aber klar in Tennessee kommt man um die Roots nicht herum, schon gar nicht, wenn die Mutter im Kirchenchor und der Vater in einer Band gesungen haben. Da kommen dann der Blues, die Bluegrass-Gitarre, die Country-Slide-Guitar und die folkige Note ins Spiel. Auch bei diesem Aspekt ihrer Musik durchdringt die kräftige, oft rohe und gleichzeitig wohlkontrollierte Stimme alles. Aber die Krönung sind Kiahs Talente als Songwriterin. Auf mittlerweile drei Alben hat sie ihren Stil feingeschliffen. Nicht umsonst wurde sie für ihren bislang politischsten Song „Black Myself“ für den Grammy in der Kategorie Best American Roots Song nominiert und mit dem Folk Alliance International Award für den besten Song des Jahres ausgezeichnet. Der Track repräsentiert alles, was Amythyst Kiah auszeichnet, vom One-two-three-Anzählen und dem ersten, fast übertrieben massigen Schlag, das fette Riff, der Background-Gospel-Chant, die akustische Gitarre, die rockige Rhythmusgruppe. Und natürlich die klassischen Blues-Topoi von der Angst vor dem Schwarzen, der Armut, der Ignoranz und der endgültigen Selbstermächtigung. Und das Beste daran: Das ganze zugehörige Album „Wary + Strange“, das vergangenes Jahr erschienen ist, ist so. Spätestens damit hat sich Kiah zu einer der wichtigsten kontemporären Stimmen Amerikas gemacht. Als schwarze LGBT-Frau in einer Vorstadt im Bible Belt der USA aufgewachsen, hat sie und ihre künstlerische Haltung geprägt. Lange Zeit wusste sie nicht, wer sie war, was sie sein wollte, wie sie die Welt beeinflussen konnte. Aber Amythyst Kiah hat ihre Stimme gefunden. Laut und selbstbewusst singt sie aus ihrem Leben, von Trauer, Hoffnung, Entfremdung und Freundschaft, Rassismus und Solidarität und von ihrem harten Kampf, bis sie sich selbst akzeptiert hat. Und wenn sie zu singen beginnt, will man ihr nur noch zuhören, denn diese Musik hat große Macht.

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