Moderat

Sonntag
So 13. November 2022
Einlass 18:30 h Beginn 20 h
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Wenn Bands eine „Schaffenspause“ ankündigen, dann ist das häufig ein eleganter Weg, um zu sagen: Wir hören auf. Diese Befürchtung hatten wohl auch viele Fans nach dem bislang letzten Moderat-Konzert am 2. September 2017. Vor 17.000 Menschen kündigte das Trio in der Berliner Wuhlheide eine Auszeit an. Und die war mehr als verdient – schließlich hatte die Band in ihrer bis dato 15-jährigen Karriere mehr erreicht, als sie sich je erträumt hätte: Eine gefeierte Album-Trilogie, weltweite Chartplatzierungen und ausgedehnte Touren rund um den Globus (darunter Mainstage-Slots auf den wichtigsten Festivals wie Coachella, Roskilde, Rock Werchter, Glastonbury, Primavera, Sónar). Was sollte jetzt noch kommen? Für Moderat stand immer fest: Auf eine Art werden sich ihre künstlerischen Wege wieder kreuzen.

Und das taten sie: Sechs Jahre nach dem Vorgänger III (2016) melden sich Moderat mit ihrem vierten Album zurück. MORE D4TA klingt durch und durch nach Moderat, als wären sie nie weg gewesen. Die zwei Jahre andauernde Funkstille zwischen Apparat (Sascha Ring) und Modeselektor (Gernot Bronsert und Sebastian Szary), während der sich jeder seinen eigenen Projekten widmete, war im Rückblick betrachtet das dringend benötigte Durchatmen, um mit neuer Energie zum gemeinsamen kreativen Sprung anzusetzen.

Auch wenn MORE D4TA aus der Kollaboration zwischen den drei Musikern entstanden ist, musste sich die Band zunächst wieder annähern und musikalisch neu definieren. Ideen wurden ausgetauscht und wieder verworfen. Es wurde exzessiv experimentiert – mit modularen Synthesizer, Field Recordings und anderen klanglichen Kuriositäten. Doch egal wie weit die Band sich in abseitige Gefilde vorwagt, am Ende des Tages kehren sie immer wieder in ihre eigene Soundwelt zurück. Einem Ort, an dem emotionsgeladener Pop und pulsierende Soundscapes zusammentreffen. Das Ergebnis ist nicht unbedingt Dance Music. Doch die sphärischen Melodien, gepaart mit Rings überirdischem, fragilem Gesang, funkeln in der Dunkelheit der Nacht am allerhellsten.

Obwohl der Albumtitel ein Anagramm von „Moderat 4“ ist, steckt dahinter weit mehr als bloße Wortspielerei. In einer Zeit, in der wir pausenlos mit Content bombardiert werden und kulturelle Debatten auf Plattformen geführt werden, die mehr Interesse an unseren Daten haben, als an der Kunst, kann man sich schnell überfordert und desillusioniert fühlen. MORE D4TA erkennt diese Realität an, ohne sich ihr kampflos zu beugen. Wer es schafft, sich selbst mal kurz zu unpluggen und auf das Album einzulassen, findet hier das Werk einer Band, deren Musik aus einem tiefen, kreativen Schaffensbedürfnis herauskommt. Die in knapp zwei Jahrzehnten eine Soundästhetik erfunden hat, die unverkennbar ihre eigene ist. Und die mit aufgeladenen Akkus und ohne Kompromisse in den Startlöchern steht für die nächste Phase ihres gemeinsamen Wegs. Moderat haben den Reset-Button gedrückt und MORE D4TA belegt eindrucksvoll, dass sich mehr Musiker*innen öfter mal eine wohlverdiente Pause gönnen sollten.

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