Left Boy - 18.03.2014 - Astra Kulturhaus

Left Boy
Left Boy, das ist Ferdinand Sarnitz, ein 24 Jahre alter Österreicher, wohnhaft in Brooklyn, New York. Er schaffte es, sich im Laufe der vergangenen Jahre aus einem Geheimtipp zu großen Festival-Slots und Millionen von Youtube-Klicks hochzuarbeiten, indem er Charisma, Authentizität und Chuzpe zu einer spannenden Mixtur verband. Mit „Permanent Midnight“, (der Name leitet sich von Jerry Stahls 1995 publiziertem autobiographischen Werk über einen heroinsüchtigen Drehbuchautor ab) trägt Left Boy sein Songwriting nun in unerwartete, neue Richtungen. „Permanent Midnight ist ein schöner und machtvoller Begriff,“ sagt er. „Es ist die unendliche Party, die unausweichliche Dunkelheit meiner Zweifel und Ängste, aber die Nacht ist auch einfach die Zeit, in der dieses Album geschaffen wurde.“
Seine erste, große künstlerische Leidenschaft war Beatboxing. Später begann er, zu rappen und mit Beats auf seinem Laptop zu experimentieren. Inspiriert wurde er dabei von dem frühen Eminem und der Underground-Hip-Hop-Formation Atmosphere. „Meine frühen Songs waren schlechte Kopien der Musik, die ich damals feierte,“ erklärt Left Boy selbstkritisch. “Bald wurde das Komponieren und das Texten zu einer Katharsis. Ich war ein emotionelles Kind, für mich war das Erarbeiten von Songs meine Methode, die inneren Konflikte zu konfrontieren.“
Sein wichtigstes Ziel damals war, aus Wien zu entfliehen. „Diese Stadt ist ein einzigartig schöner Ort, aber verführt zur Bequemlichkeit,“ sagt er. „Man neigt zur Stagnation. Das machte mir Angst. Ich benötigte eine Herausforderung, die mir helfen sollte, mein Potential besser zu nutzen.“
Diese fand Left Boy in Manhattan, wohin er mit 18 übersiedelte. In New York studierte er Tontechnik im „Institute of Audio Research“ und entwickelte intensiv seine Beats, Texte und Videos – ganz ohne Mentor oder Verbindungen in die Musikindustrie. „Niemand hat mich protegiert“, sagt er. „Das Wesentliche, was ich lernen wollte, brachte ich mir selbst bei. Eine gute Entscheidung, denn dadurch bin ich heute nicht auf Andere angewiesen.“
Bereits damals begann Left Boy, sich einen Namen zu machen, indem er Songs auf seine Facebook-Seite stellte. Sein erstes Mixtape „The Second Coming“ veröffentlichte er am 17. Dezember 2009 – seinem 21. Geburtstag. Zu internationaler Bekanntheit katapultierte ihn allerdings „Jack Sparrow“, ein unbeschwerter, aber mitreißender Song, der auf einer „Fluch der Karibik“- Melodie basiert. „Ich hatte damit meinen Spaß. Mir war von Anfang an klar, dass ich nie die Rechte für die Melodie von Disney bekommen würde und dennoch war dieser Spaß ein Glücksfall.“ Bis heute wurde das Video zum Song knapp 4,5 Millionen Mal gesehen.
Auf „Jack Sparrow“ folgten das angriffslustige, Dubstep-inspirierte „Outro“ („I swear to God I won't let anything stand in my way“) sowie genreü bergreifende, Sample-basierte Songs wie zum Beispiel „VIE“ und „Video Games“, mit einer Strophe von Mirakle, einem aufstrebenden MC aus Left Boys kreativen Kreis. Seine Online-Gefolgschaft wuchs und wuchs. Als Folge wurde Left Boy schließlich für Liveshows und Festivals gebucht. Seine Herangehensweise an die ersten Auftritte war, wie bei allem, was er tut, ambitioniert und detailverliebt. So bekam das Publikum bereits anfänglich in seinen Shows 3D-Mapping, aufblasbare Gross- Skulpturen, und eine Truppe tanzender Left Boy Klons präsentiert.
„Alles, was ich mache, muss mir entsprechen.“ sagt Left Boy, der Perfektionisten wie Daft Punk und Kanye West als Inspirationsquellen angibt. „Die Gage für meinen ersten Gig betrug 5.000 Euro. Ausgegeben habe ich allerdings 7.000, weil von Anfang an alles stimmen musste. Ich möchte, dass auf der Bühne jeder Song seinen eigenen Vibe hat und so jeder Track für das Publikum zu einem unvergesslichen Erlebnis wird.“
Bereits während dieser Zeit begann Left Boy, sich seine stärksten Einfälle für sein Debüt Album zu reservieren. „Permanent Midnight“ begann Form anzunehmen, als Left Boy den jungen Produzenten Nexxus traf. Sie lernten sich kurz vor einer desaströsen Session mit einem anderen Produzenten in Los Angeles kennen. „Ich musste damals dabei zusehen, wie der Typ drei Stunden lang meinen Song verunstaltete“, sagt Left Boy mit einem grimmigen Lächeln. „Dann stürzte der Computer ab und alles war verloren. Ein Zeichen Gottes. Direkt danach rief ich Nexxus an.“
Left Boys Leben nahm eine unerwartete Wendung, als seine Freundin schwanger wurde. „Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich über eine entscheidende Situation keinerlei Kontrolle hatte. Damit kam ich nicht zurecht,“ gibt er freimütig zu. „Als ich meinen Sohn zum ersten Mal auf dem Ultraschall sah, änderte sich schlagartig mein Bewusstsein. Sein Dasein ist die wunderbarste Inspirationsquelle. Die bedingungslose Liebe zu ihm gab mir den Schub, den ich benötigte.“