AXEL SCHULZ INTERVIEW

26.02.2018

 

Axel Schulz – wie der Boxer?

Haha. Im Gegensatz zu diesem Tölpel habe ICH noch keinen Boxkampf verloren.

Ich wurde als Axel Knabben in Kempen geboren, das war am 23.10.1960. Den „Schulz“ bekam ich erst später durch Heirat verpasst.

 

Du hast auch lange Zeit Musik gemacht. Was waren Einflüsse?

Aufgewachsen bin ich mit Frank Zappa, Led Zeppelin, Jimi Hendrix, den Rolling Stones, Neil Young, Lou Reed. Ich bin vielseitig interessiert, an Klassik, auch Soul und Funk, möglichst wirrer Jazz-Rock und, später: Free-Jazz, den ich sieben Mal in Folge beim Jazz-Fest in Moers abgefeiert habe – das prägt. Musik war und ist immer einer der Mittelpunkte meines Lebens.

 

Welche eigenen Musikprojekte gab es zu jener Zeit?

Ich spielte diverse Holzblasinstrumente in verschiedenen Hinterland-Bands: Alles über Rock, Cover-Versionen, Reggae bis hin zu Jazz-Standards. Straßenmusik brachte aber oft mehr Geld in die leeren Taschen...

The Who und Velvet Underground zeigten mir den Weg zum Punk von The Clash und den göttlichen Ramones. John Peel, der globale Musik-Übervater mindestens einer Generation, wurde von mir wöchentlich getaped. Es verschlug mich immer öfter in den „Ratinger Hof“ nach Düsseldorf. Ich übernahm in der Fehlfarben-Nachfolgeband Family 5 das 2. Saxofon. Der Proll-Punkrock hatte es mir nie sonderlich angetan, später aber The Stranglers und Style Council: Paul Weller war unser Held!

Die Flucht vor der Wehrpflicht brachte mich nach West-Berlin. Ich spielte neben Family 5 noch bei Max Goldt und seinen Foyer des Arts, hing oft im Live Club „Loft“ am Nollendorfplatz und im gegenüber liegenden „Cafe Swing“, ebenso wie im „Risiko“ und im „Potsdamer Abkommen“ ab. Das „Ex-und-Pop“ folgte dem „Risiko“ als Stammkneipe. Irgendwann stieg ich – vor allem wegen der weiten Strecke zum Düsseldorfer Proberaum – bei Family 5 aus. Dafür gab es zwischen 1984 bis 1986 ein paar Live- und Studio-Gastauftritte bei den die ärzte aus Berlin, mit denen ich mich auch privat angefreundet hatte.

 

Wie kam es zur Zusammenarbeit als Manager mit die ärzte?

Im März 1993 durfte ich das „Reunion-Gespräch“ der die ärzte zwischen Bela und Farin moderieren. Neben vielen anderen Forderungen und „No-Goes“ war klar: Bela wollte nie wieder einen Manager haben. So kam ich an den Job als Managerin der Band.

1997 gründeten wir Hot Action Records und den PMS Musikverlag, die ich beide bis heute leite. 1998 erschienen mit dem Album „13“ und der Single „Ein Schwein namens Männer“ zwei Nummer 1 Hits zum Einstieg in die fast völlige Unabhängigkeit von Industrie-Firmen.

 

Mit dem „Columbia-Theater“ (früher „Fritz Club“), Postbahnhof und der Columbiahalle warst und bist du außerdem als Club-Betreiber aktiv, außerdem betreibst du mit „Loft Concerts“ eine Veranstaltungsfirma. Gibt es dazu eine Geschichte?

Es mag 1986 gewesen sein, als die wie immer wild geschminkte, mit einer weißen Flokati-Jacke bekleidete Monika Döring mich, der ich grade bei einem „Alien Sex Fiend“ Konzert aus dem Mosh-Pit geflogen war, wieder auf die Beine stellte, mir ein Glas Prosecco einflößte, und mit den begleitenden Worten „Du bist ja immer nur auf den geilen Konzerten, Jungchen“ wieder ins Gemenge schubste. Nach knapp drei Jahren als Promoter beim Indie-Vertrieb EFA (Energie für Alle) übernahmen Irmgard Schmitz und ich dann 1988 die Firma Loft Concerts von Monika. In den folgenden Jahren veranstalteten wir so ziemlich alles, was geil und neu war an Künstlern und Musik. Außerdem war ich damals der erste Westdeutsche, der nach dem Fall der Mauer in Ost-Berlin ein Konzert veranstaltet hat: am 21. Dezember 1989 hatten wir im "Kulturhaus Elektrokohle, Lichtenberg" zwei ausverkaufte Shows mit den Einstürzenden Neubauten in einer Nacht, das erste um 20 Uhr, danach eines um Mitternacht.

 

Und zum Abschluss: Was sind deine drei „Insel“-Platten?

„My Life In The Bush Of Ghosts“ (Brian Eno & David Byrne), „13“ (die ärzte) und „The Eraser“ von Thom Yorke.